Ein Kind lebt in seiner eigenen Familie – normalerweise. Eltern sorgen sich um gutes und kindgerechtes Aufwachsen.
Manchmal gelingt es Eltern nicht, die Bedürfnisse ihres Kindes zu erfüllen. Sie haben selbst Schlimmes erlebt, nie eine eigene Familie gehabt, sind psychisch krank oder schaffen es schlicht nicht, sich gut zu kümmern.
Aus dem Kind wird ein Pflegekind, wenn es aus der Familie herausgenommen und in eine Pflegefamilie – vielleicht zu Ihnen gegeben wird.
Es muss nun vieles bewältigen:
Viele Kinder geben sich am Anfang einer Pflegschaft besondere Mühe. Sie zeigen sich freundlich und angepasst, haben Angst vor erneutem Verlust. Das braucht viel Energie.
Für ein Kind bedeutet die Aufnahme in einer Pflegefamilie Stress. Für Pflegefamilien bedeutet es, dass sie mit den Kindern Krisen durchstehen müssen, die anstrengend und herausfordernd sein können. In dieser Zeit sind die Fachdienste Kinder in zwei Familien der AWO gGmbH und des Pflegekinderdienstes der Hansestadt Lübeck als BeraterInnen für Sie da.
Kinder, die Ihnen anvertraut werden, brauchen Zeit, um Sie kennen zu lernen. Kinder müssen Mut und Vertrauen fassen, eine Bindung zu Ihnen aufbauen. Sie brauchen Zeit, um zu lernen, dass die alten Verhaltensweisen nicht mehr notwendig sind. Vielleicht beginnen sie dann, zu widersprechen, eigene Vorstellungen durchzusetzen. Wenn dies erreicht ist, haben die Kinder mit Ihrer Hilfe einen wichtigen, großen Entwicklungsschritt geschafft!
Pflegekinder haben Unterschiedliches erlebt. So benötigen sie mal mehr, mal weniger Zeit, um sich auf die neue Situation einzulassen. Pflegeeltern, die sich auf das Entwicklungstempo ihrer Pflegekinder einstellen, bieten ihnen eine große Chance, den richtigen Platz in ihrer Pflegefamilie (und in der Welt) zu finden.
Annabell, 12 Jahre alt, seit einem halben Jahr bei Familie Turner (Nehmen immer wieder etwas größere Kinder für kurze Zeiten auf):
„Ich finde das gut, dass ich meine Mama immer zwischendurch sehen kann. Aber dann bin ich wieder bei meiner Pflegefamilie, das finde ich auch gut.“
Pflegekinder haben zwei Familien. Sie haben (Herkunfts-)Eltern bei denen sie vorübergehend oder gar nicht mehr leben können. Sie sind aufgewachsen in ihrem Herkunftseltern-System und kennen dort die Regeln. Als Mitglieder ihrer neuen Familie müssen sie das neue Familiensystem kennenlernen. Sie können in Loyalitätskonflikte geraten, große Trauer erleben, Aggressionen zeigen oder sich zurückziehen.
Kinder, die in Pflegschaften aufwachsen, benötigen Erwachsene, die ihnen den Umgang mit dieser Herausforderung erleichtern. Als hilfreich hat sich erwiesen, wenn es den Pflegeeltern und den Herkunftseltern gelingt, sich gegenseitig Wertschätzung und Akzeptanz entgegen zu bringen. Da dies nicht immer einfach ist, werden Sie im Verlauf der Hilfe von den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachdienstes Kinder in zwei Familien (K2F) der AWO SH gGmbH und des Pflegekinderdienst der Hansestadt Lübeck beraten und unterstützt.
Marie (5 Jahre alt), seit einer Woche bei Familie Budeman (Ein Paar, dass schon seit vielen Jahren vielen Kindern den Weg geebnet hat). Sie haben das Mädchen aus einer Inobhutnahme aufgenommen und dann festgestellt, dass alle Zähne dringend behandelt werden müssen:
„Ich habe auch so schreckliche Zahnschmerzen.“
Kontakte zu Eltern, Geschwistern und anderen Angehörigen sind wichtig, um sich mit „eigenen Wurzeln“ und familiärer Vergangenheit bzw. Gegenwart auseinander zu setzen. Daher wird seitens der Fachkräfte des Fachdienstes Kinder in zwei Familien (K2F) der AWO SH GgmbH und des Pflegekinderdienst der Hansestadt Lübeck Wert gelegt auf regelmäßige Besuchskontakte zur Herkunftsfamilie.
Im Rahmen der befristeten Vollzeitpflege finden Besuchskontakte ein bis drei Mal wöchentlich in den freundlich eingerichteten Räumen des Fachdienstes Kinder in zwei Familien der AWO SH gGmbH statt.
Bei der unbefristeten Vollzeitpflege sind Besuchskontakte zur Herkunftsfamilie seltener. Man kann ungefähr mit einem Besuchskontakt im Monat rechnen. Die Einzelheiten werden in Hilfeplangesprächen mit den Fachkräften des Pflegekinderdienstes der Hansestadt Lübeck nach individuellen Kriterien festgelegt.
Auch Brief- oder Telefonkontakte zwischen dem Pflegekind und seinen Angehörigen sind ggf. möglich.
In der Praxis ist die Besuchsregelung in allen Arten der Vollzeitpflege stark an den Bedürfnissen des Kindes orientiert. Sie wird in den so genannten Hilfeplangesprächen besprochen. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie während der kostenfreien Grundqualifizierung 1, an welcher Sie zur Vorbereitung Ihrer Tätigkeit teilnehmen werden.
Auch wenn regelmäßige Besuchskontakte nicht möglich sind, müssen Pflegekinder sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen können. Sie stellen sich viele Fragen:
Mit dem Wissen um die eigene Geschichte gelingt es ihnen am ehesten, Antworten zu finden. Für die Verarbeitung von Verletzungen und die Identitätsentwicklung der neuen Familienmitglieder ist dies von großer Bedeutung – ganz besonders, wenn sie sich in der Pflegefamilie wohlfühlen.
Wenn Pflegeeltern den Kindern helfen, ihre Geschichte zu bewahren oder zu rekonstruieren, bedeutet dies für Pflegekinder eine große Hilfe. Die Gegenwart kann klarer eingeschätzt und gedeutet werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kinder in zwei Familien (K2F) der AWO SH gGmbH und des Pflegekinderdienstes der Hansestadt Lübeck stehen Ihnen bei dieser Biografiearbeit zur Seite.
1. Infoabend
2. Bewerbungsbogen abgeben
3. Hausbesuch 1
4. Grundqualifizierung 1 (GQ 1)
5. Unterlagen abgeben
6. Weitere Gespräche
7. Aufnahme eines Kindes
8. Grundqualifizieurng 2 (GQ 2)